Juli 8

DIE KLEINUNTERNEHMER-REGELUNG FÜR ONLINE-UNTERNEHMER:INNEN

Viele frischgebackene Unternehmer entscheiden sich vorerst für die Kleinunternehmer-Regelung. Doch warum ist das so und welche Vorteile bieten sich dabei für dich? Gibt es überhaupt echte Vorteile?

Wenn du dich als Unternehmer:in selbstständig machst oder auch nebenberuflich in die Selbstständigkeit startest, bist du zunächst mit vielen neuen Dingen konfrontiert. Vielleicht fühlst du dich manchmal überfordert.

Wie zum Beispiel das große Thema Umsatzsteuer. Daher wählen viele zunächst die Kleinunternehmer-Regelung: Denn wer keine Umsatzsteuer ausweist, muss diese auch nicht an das Finanzamt abführen. So viel zum Grundsatz.

Starten wir aber erst einmal bei den Basics:

WAS IST DIE KLEINUNTERNEHMER-REGELUNG EIGENTLICH ÜBERHAUPT?

Du bist Kleinunternehmer, wenn deine Umsätze im Vorjahr 22.000 € nicht überschreiten und im aktuellen Jahr voraussichtlich nicht mehr als 50.000 €.

In der Praxis bedeutet das: Du solltest die jährliche Umsatzgrenze von 22.000 € nicht überschreiten, wenn du langfristig weiterhin als Kleinunternehmer gelten möchtest.

Die Kleinunternehmer-Regelung wurde eingeführt, um kleinere Unternehmen zu unterstützen und nicht durch die unterjährige Abgabe und Zahlung von Umsatzsteuer-Voranmeldungen zu belasten. Dabei müssen Kleinunternehmer auf Leistungen oder Waren nicht noch zusätzlich die Umsatzsteuer erheben und an das Finanzamt abführen.

Doch wollen wir dich in diesem Artikel nicht mit der Theorie aufhalten. Hier soll es schließlich um die Vorteile gehen und ob die Kleinunternehmer-Regelung für dich in Frage kommt:


STEUERERLEICHTERUNG FÜR DEINE KUNDEN

Gerade für dich als Online-Unternehmer in einer Welt, die sich mehr und mehr international vernetzt, spielt Konkurrenz und Preisfähigkeit eine große Rolle. Doch was hat das mit der Kleinunternehmer-Regelung zu tun?

Während Regelunternehmer auf Waren und Dienstleistungen noch Umsatzsteuer erheben müssen, kannst du als Kleinunternehmer deine Preise deinen Kunden ohne diese „Mehrkosten“ in Rechnung stellen.

Was bedeutet das in der Praxis: Angenommen du bietest als virtuelle Assistentin an Bewerbungsunterlagen für 50,00 € pro Bewerbung zu formatieren und zu überprüfen: Als Kleinunternehmer ist das auch der Preis, den deine Privatkunden aufbringen müssen. Als Regelunternehmer kommen auf diesen Preis nochmals 19 % Umsatzsteuer. Das heißt deine Kunden müssen nicht nur deine tatsächliche Leistung bezahlen, sondern insgesamt 50,00 € für deine Leistung und 9,50 € Umsatzsteuer.

Deshalb stellt sich noch die Frage: Wer sind deine Kunden? Sind deine Abnehmer ausschließlich Unternehmer oder nur Privatkunden? Davon solltest du abhängig machen ob die Kleinunternehmer-Regelung vorteilhaft ist.


ANGST VOR FRISTEN? EINE KÖNNEN WIR DIR NEHMEN

Natürlich können wir dich als frischgebackener Unternehmer nicht von jeder Frist befreien, aber eine können wir dir nehmen: die Umsatzsteuer-Voranmeldung.

Als Regelunternehmer bist du verpflichtet eine monatliche oder vierteljährliche Umsatzsteuervoranmeldung abzugeben und musst die Umsatzsteuer abzüglich der Vorsteuer abführen. Diese ist immer bis zum 10. des Folgemonats fällig. 

Da du als Kleinunternehmer keine umsatzsteuerpflichtigen Umsätze tätigst, bist du von der unterjährigen Abgabe befreit (Ausnahme: Reverse-Charge-Verfahren).


SPARE ZEIT, GELD UND ARBEITSAUFWAND

Du hast vielleicht schon bemerkt, dass ich das Wort Buchhaltung um Anführungsstriche ergänzt habe. Nun lüfte ich ein weiteres Geheimnis. Denn ich kann dir auch die Angst vor Buchhaltung nehmen.

Als Kleinunternehmer hast du lediglich am Ende jeden Jahres eine Einnahmen-Überschuss-Rechnung abzugeben. Das heißt eine Aufstellung deiner Einnahmen und Ausgaben.

Was heißt das in der Praxis: Die Übersicht über deine Einnahmen und Ausgaben ist ein wichtiger Indikator darüber, ob du als Kleinunternehmer Gewinne erzielst, deine Unternehmung langfristig rentabel ist und du die Umsatzgrenzen der Kleinunternehmer-Regelung nicht überschreitest. Diese Dokumentation übernimmt in großen Unternehmen die Buchhaltung aufgrund der Vielzahl der Geschäftsvorfälle.

Wenn du als Kleinunternehmer gerade am Anfang deiner Tätigkeit eine überschaubare Anzahl von Einnahmen und Ausgaben hast und größere Kosten für deinen Steuerberater vermeiden möchtest, kannst du deine Unterlagen auch unterjährig digital oder in einem Ordner sortiert nach Einnahmen und Ausgaben sammeln und in einer tabellarischen Aufstellung einen Überblick über deinen Unternehmenserfolg festhalten. Auch gibt es bereits viele Anbieter, die dir schon für kleines Geld ermöglichen deine Einnahmen und Ausgaben laufend über das ganze Jahr festzuhalten und dir dadurch einen Überblick über offene Rechnungen, Gewinn und Umsatz geben. Am Ende vom Jahr kannst du dann alles spielend leicht deinem Steuerberater übergeben.

Dadurch ersparst du nicht nur dir Arbeit, sondern auch deinem Steuerberater und somit auch Geld.  Du siehst also: Keine Angst vor deiner eigenen Buchhaltung.

Aber wie du mich kennst – gehört das nicht zu meiner absoluten Überzeugung. Ich empfehle dir unabhängig von deinem Status ordentliche Aufzeichnungen zu führen!


FAZIT: LOHNT SICH DIE KLEINUNTERNEHMER-REGELUNG NUN FÜR MICH ALS ONLINE-UNTERNEHMER?

Wie so oft ist die Antwort: Es kommt darauf an! Du solltest dich dazu fragen, wer sind deine Kunden? Verkaufst du hauptsächlich an Unternehmer? Liegt dein Zielumsatz über 22.000 Euro oder lohnt es sich für dich als Regelbesteuer vom Vorsteuerabzug Gebrauch zu machen, weil du sehr hohe Anschaffungskosten für Ausstattung, Büromöbel und Co. hast? Dann kannst du dir diese Frage mit Nein beantworten.

Möchtest du aber einen wirtschaftlichen Vorteil gegenüber Mitunternehmer, weil du auf die Umsatzsteuerausweis an deine Kunden verzichtest und diese hauptsächlich aus Privatkunden bestehen? Dann ist die Kleinunternehmer-Regelung die Lösung für dich.


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